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Märzgefallene
Ich denk so vor mich hin an Tote und Gegangene. In meinem Fall: eine besondere Zimmerpflanze an der ich sehr gehangen und an den Jungen, der im Fluss ertrank und an alte Verwandte, Freunde und Bekannte. So spiel ich auf dem Klavier ein Lied und denk an sie in dieser Melodie aus Wehmut und Melancholie…
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Robinson
Lebt heute im 4. Stock, keinen Kontakt zu niemand, holt sich Essen beim Imbiss, wo keiner mit ihm spricht. Im Home Office schreibt er Emails, die selten jemand interessiern. Er sammelt Kronkorken und Radiergummis, sie erinnern ihn an seine Reisen zu Orten, wo er nie war. Denn meist bleibt er daheim und schaut, wie andere…
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Hafencity
In der Hafencity weint in der Dämmerung ein Kind um seine Mutter, die unter einem Laster starb. Der von einer Baustelle für ein neues Einkaufszentrum kam. Nicht weit entfernt weint ein Mann, der hinter dem Steuer saß und sich fragt. Warum. Werden noch mehr Tempel des Konsums gebaut. Noch. Das Kind kann sich keine Mutter…
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Die Einladung
Ich hatte lange gebraucht, um den Gutschein endlich einzulösen. Aber, dann, an einem grauen Donnerstagnachmittag machte ich mich auf den Weg. 32 Grad warme Sole, Sauna und Dampfbad versprachen über den tristen Februartag hinweg zu trösten. Ich genoss es, ohne Anstrengung im Wasser zu treiben, mich vom Wasserstrahl massieren zu lassen und an nichts zu…
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Länger leben
Ich hab immer Eile…. Immer bin ich spät dran, weil ich mit Nichtstun nichts anfangen kann. Was ist das, was mich so antreibt. Ist es, weil mir nicht mehr viel Lebenszeit bleibt? Dass ich bald Graswurzeln seh und nicht die Sonne, den Schnee? Nie ausruhen, immer auf Speed, wie lange das noch so geht. Keine…
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Was passiert
Was ist aus ihm geworden, wen hat er nicht gehabt, dass er hier auf dem Bahnhof mit nur einem Bein langschlappt, wie war er so als Kind, dass es ihn jetzt so mitnimmt. Wie wurde er gesehen, was war sein Leid, dass ihm jetzt aus dem kaputten Leib schreit? Wie es kam, dass er jetzt…
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Selber schuld aka Lützerath
Es ist Nacht bei den Baggern und Bäumen, an denen Menschenketten baumeln. Ein einsamer Wind weht über die Reste dieses Lebens, das einst Lachen und Ernte versprach. So schaufeln wir unser eigenes Grab und schlagen uns nieder mit Schuld. So war es, werden einst die wunden Weiten wimmern, und niemand wird es mehr verstehn. Wenn…
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Lass leuchten
Lass leuchten, lichtern, liedern und denk an die im Dunkeln und lass es leuchten auch für sie.