Die Super Short Story Nr. 21

 

Marlen hatte Kopfweh, sie saß seit sechs Stunden an der Kasse des Supermarkts und keine Ablöse war in Sicht. Ihre Kollegin, die normalerweise die nächste Schicht übernahm, war krank geworden. Wie im Nebel zog sie die Einkäufe der Kunden über den Scanner, kassierte das Geld und wünschte einen guten Tag. Sie dachte an die Weihnachtseinkäufe, die sie noch dringend erledigen musste und Panik machte sich breit. „Hier nicht mehr“, rief sie dem Letzten in der Schlange zu. Sollte der Laden doch zusehen wie es ohne sie weiter ging. Gleich fühlte sie sich besser, und die Arbeit ging ihr wieder leichter von der Hand. Als die Schlange abgefertigt war, stand sie auf, nahm die Einnahmen und ging schnellen Schrittes zu den Mitarbeiterräumen. Sie hatte Kopfweh, das sollte doch als Grund genügen, dachte sie trotzig, als sie sich umzog. In diesem Augenblick erschien ihre Chefin in der Tür. Marlen schaute in das abweisende, fordernde Gesicht und lief rot an. „Ich kann nicht mehr!“, sagte sie anklagend. Die Chefin klappte die Tür wieder zu, ohne ein Wort zu sagen. Das war´s, dachte Marlen und zog ihren Wintermantel über. Tränen liefen ihr über das Gesicht, aber aus irgendeinem Grund fühlte sie sich auf erleichtert. Sie riss die Tür den Personalausgangs auf und stapfte durch den frischen Schnee. Es würde etwas anderes geben, dachte sie und putzte sich die Nase.

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