Die Super Short Story Nr. 24

 

Josef war sauer. Marie hatte ihn mal wieder versetzt und er wartete schon seit einer Stunde in dem kleinen Café, in dem sich hatten treffen wollen. Er hatte Zeitung gelesen, E-Mails gecheckt, war von der Bedienung viermal gefragt worden, ob es noch etwas sein dürfe und hatte sich verkniffen auf die Toilette zu gehen, aus Angst, er könnte sie genau in diesem Augenblick verpassen. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Er bezahlte und ging aufs Klo. Sollte sie doch sehen wie sie klar kam, von ihm bekam sie jedenfalls kein Geld mehr, wenn sie sich so verhielt, dachte er, während er sich erleichterte.

Als er wieder in den Kaffeeraum trat, saß sie dort. Völlig durchnässt, ihren kleinen Sohn auf dem Arm. „Papa“, rief sie erleichtert und winkte ihn zu sich. Sofort war aller Ärger wie weggeblasen. Josef umarmte sie und nahm den kleinen Jojo auf den Arm. Sein Enkelkind, was konnte es Schöneres geben. „Frohe Weihnachten,“ flüsterte er dem Kleinen ins Ohr. Dann bestellte er noch mal Kaffee und für Marie einen Kuchen. Sie sah mager aus und hatte Ringe unter den Augen. Ein paar Tage Urlaub ohne Jojo würden ihr gut tun, dachte Josef. Er schaukelte das Kind auf seinem Knie und fragte Marie nach ihren Plänen. Sie wollte über die Feiertage zu Freunden nach Berlin fahren. „Meinst du, du kriegst das hin mit Jojo?“ fragte sie besorgt. Josef lächelte und nickte.

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